Was bedeutet es, ein bedeutender OEM‑Zulieferer zu sein?

Petra Troblová Aimtec
30. 5. 2024 | 6 Minuten Lesen

Ständig kommen neue Automodelle auf den Markt. Mit jedem Modell steigt auch die Anzahl der Varianten, aus denen der Kunde wählen kann. Die Auswirkungen sind offensichtlich. Die Zahl der Zulieferer, die Teile „Just in Sequence (JIS)“ bis ans Fließband der Automobilhersteller (OEMs) liefern, wächst. Das bedeutet, dass ihre Produkte bereits in der Reihenfolge bereitstehen, in der die Autos am Fließband montiert werden. Warum ist das so und was muss ein Zulieferer tun, um einen Kunden im anspruchsvollen Automotive-Bereich zufrieden zu stellen und gleichzeitig die volle Kontrolle über die Erfüllung abgeschlossener Verträge zu behalten?

Warum sind die Teile sequenziert?

Die Antwort ist simpel. Die Automobilhersteller sparen Platz und Geld in ihren Werken. Indem die Teile in der richtigen Reihenfolge bereitstehen, müssen sie weniger bewegt, vorbereitet und umgepackt werden. Das spart nicht nur Arbeit, sondern auch viel Platz, sowohl in den Lagern als auch direkt bei der Montage am Fließband. Daraus ergibt sich eine einfache Regel: Bei jedem Teil, das den Bestand von einer oder mehreren Paletten erfordert und in mehreren Varianten vorkommt, macht Sequenzierung Sinn.

Ein Just-in-Sequence-Lieferant zu sein, ist nicht leicht

Der aktuelle Markt ist äußerst volatil. Was früher Standard war, gilt heute nicht mehr. Ein Automobilzulieferer muss alles unter ständiger und rechtzeitiger Kontrolle haben und mehrere Dinge gleichzeitig lösen. Er muss die Qualität der Teile sicherstellen und aufrechterhalten, um anspruchsvolle Kundenaudits ohne Mängel und Einwände zu bestehen und komplexe Prozesse abzusichern. Er sollte nachweisen können, dass Abrufe außerhalb des Vertragsrahmens geändert wurden oder ein Teil oder eine Baugruppe hergestellt wurde, aber noch nicht in Rechnung gestellt ist. Er sollte Informationen darüber haben, dass eine neue Modulvariante abgerufen wird, dass das abgerufene Teil einen wesentlich komplexeren Herstellungsprozess aufweist oder dem Lager spezielle Bauteile ausgehen. Er sollte sicherstellen, dass der Montagemitarbeiter am Fließband keinen Fehler macht und das Herstellungsverfahren genau einhält, einschließlich der Anzugsmomente, Werkzeugwinkel oder Schraubendrehzahl.

Gleichzeitig möchte er die Produktionskosten senken und die Rentabilität des Projekts während seines gesamten Zyklus bewahren. Auch darf ein Zulieferer die Produktion des Automobilherstellers nicht zum Stillstand bringen. Derartige Belange gibt es viele. Könnte ein Informationssystem helfen? Und was muss es leisten?


Juricek portret

„Einer unserer Kunden ist der Automobilkonzern MAN, für den wir komplette Pedalsysteme herstellen. Wir liefern sie in verschiedenen Varianten und palettieren sie vor dem Versand in einer genau definierten Perlenkette (Just in Sequence), die der Reihenfolge der Fahrzeuge am Fließband entspricht. Durch Prozessautomatisierung, Einsatz von Robotern, Liftsystemen und Förderanlagen haben wir den menschlichen Faktor und das Risiko der Verwechslung von Teilen weitestgehend ausgeschaltet. Dieses erfolgreiche Pilotprojekt ist für uns von grundlegender Bedeutung und bildet das Tor zu ähnlichen Anwendungen auch bei anderen Pkw- und Nutzfahrzeugherstellern in unserem Portfolio.“

Václav Juříček
CTO, member of the board, BRANO GROUP


10 wichtige Aufgaben

Das Informationssystem eines Just-in-Sequence-Lieferanten muss eine Reihe von Anforderungen erfüllen. Jedes Unternehmen hat irgendein System, das Ziel sollte aber die vollständige Digitalisierung und Automatisierung der Prozesse ohne menschliches Zutun sein. Hier sind zehn wichtige Systemeigenschaften, die zur vollständigen Digitalisierung führen:

  • Es empfängt und verarbeitet den EDI-Abruf – gibt an, welche Teile in was für einer Spezifikation und in welcher Reihenfolge an das Autowerk zu liefern sind.
  • Es erstellt einen Produktionsplan für die Montage, der festlegt, was, in welcher Reihenfolge, auf welchen Produktionsstraßen, mit welchen Komponenten und Produktionsparametern gefertigt werden soll.
  • Es steuert die Bereitstellung aller Komponenten und Teile an die jeweiligen Arbeitsplätze in Kits, Kanbans oder in der Reihenfolge der Montage.
  • Es leitet den Montagearbeiter so an, dass er keine Fehler macht.
  • Es sendet ein Programm an Maschine oder Werkzeug (Schraubenzieher), damit Drehmomente, Druck und Zeiten eingehalten werden.
  • Es wertet aus, ob die Produktion nach dem vorgegebenen Verfahren erfolgte und die Toleranzen aller Parameter eingehalten wurden, speichert alle Daten und merkt sich für jedes Produkt seinen gesamten Lebenslauf.
  • Es plant und synchronisiert die gesamte Vorfertigung und Vormontage, damit auch die Serienproduktion im richtigen Takt läuft und kein Teil fehlt.
  • Es generiert Anforderungen für alle Lieferanten, damit sie wissen, was bereitgestellt und geliefert werden muss, damit kein Teil fehlt und der Bestand im Lager passt.
  • Neben den Arbeitern, Bedienern und Abfertigern steuert und überwacht es auch Automaten und Roboter digital.
  •  Es sammelt Daten für detaillierte Analysen und spätere Optimierungen.

Wie lässt sich das bewerkstelligen?

Die Digitalisierung einer Fabrik ist immer eine sehr spezifische Aufgabe. Deshalb müssen die eingesetzten Lösungen konfigurierbar und ausreichend flexibel sein, um eine maximale Anpassung an aktuelle und vor allem künftige Anforderungen der Fabrik zu ermöglichen. Zum Erfolg führt die Kombination und Integration mehrerer Lösungen zu einer Einheit: MOM (Manufacturing Operations Management). Es berücksichtigt Produktion (MES), Qualität (QMS), Logistik (WMS), Instandhaltung (MMS) und Planung (APS) – Prozesse quer durch das gesamte Unternehmen und seine Produktionsstandorte. Außerdem regelt es die elektronische Kommunikation mit Lieferanten und Kunden (JIS/JIT, EDI). Alle Bereiche arbeiten mit aktuellen Daten. Für eine detaillierte Rückverfolgbarkeit müssen Informationen nicht mehr aus mehreren Quellen gesammelt und zusammengeführt werden, alle sind an einem Ort.

Konzentrieren Sie sich daher auf dem Weg zur vollständigen Digitalisierung auf die Kontrolle und Überprüfung in Echtzeit, die Verbindung und Steuerung von Automatisierungstechnologien, Erfassung und Auswertung von Daten ohne menschliches Zutun und die sofortige Reaktion auf nicht standardmäßige Situationen. Denken Sie auch daran, kontinuierlich neue, fortschrittlichere Technologien zu entwickeln und zu übernehmen.

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