TAL 2023: So sieht die digitale Transformation von Safran aus

Petra Troblová Aimtec
3. 11. 2023 | 5 Minuten Lesen

Zweck jeder Änderung im Betriebsablauf von Unternehmen sollte eine Verbesserung sein, ob in Bezug auf Effizienz, Kosten oder Workflow. Im Idealfall handelt es sich um ein Upgrade, das positive Auswirkungen auf alle Bereiche hat. Bei großen, in verschiedenen Branchen tätigen Unternehmen muss das nicht immer einfach sein. Im Technologiekonzern Safran hat man es geschafft und dabei auf die vier Grundpfeiler der digitalen Transformation zurückgegriffen, wie die Manager Frédéric Vétil und Bindioa Ouali auf der Konferenz TAL 2023 darlegten.

Safran ist in der Luftfahrt-, Verteidigungs- und Raumfahrtindustrie als Anbieter von Antriebssystemen und Innenausstattung tätig. Mit 83 000 Mitarbeitern in 27 Ländern weltweit produziert der Konzern auf 800 verschiedenen Fertigungslinien. Der Gigant liefert täglich 120 verschiedene Arten von Produkten an seine Kunden aus. Einige werden wöchentlich zu Hunderten verschickt, andere hingegen nur einmal im Jahr hergestellt. Diese Vielfalt unterscheidet das Unternehmen von anderen Firmen, deren Vertreter auf der primär die Automobilbranche im Blick habenden Konferenz zu Wort kamen.

Vor drei Jahren entschied sich das Unternehmen für eine Transformation hin zur Digitalisierung. Ziele waren die Verbesserung der Zusammenarbeit mit Kunden, die Vereinfachung des täglichen Betriebs, die Steigerung der Effizienz und Kosteneinsparungen. „Wir wollten eine Kollaborationsplattform, die sich für den Austausch von Informationen und Daten nutzen lässt, sowie den gesamten Prozess beschleunigen. Aus diesem Grund haben wir mit den Besten im digitalen Bereich zusammengearbeitet“, sagte Vétil, SAFRAN Group Director of Digital Transformation Manufacturing 4.0, der für den gesamten Prozess der digitalen Transformation verantwortlich war.

Viermal 4.0

Die wesentliche Botschaft von Vétils Teil des Vortrags war, dass die Vorstellung der Durchführung der digitalen Transformation vom Punkt Null aus illusorisch ist. Ein solches Projekt erfordert die Koordination von Abläufen in allen Schlüsselbereichen, die Vétil mit dem Zusatz 4.0 versieht. „Die digitale Transformation der Produktion, also Manufacturing 4.0, lässt sich nicht ohne Zusammenarbeit mit Engineering 4.0 umsetzen. Nur so konnten wir das Monitoring erstellen, das wir benötigen“, deutete Vétil an, der bei Safran in der Qualitätskontrolle begonnen hat.

Die Projektvorbereitung erforderte außerdem Koordination mit dem Bereich Sales, Support und Services 4.0. „Und da in der Wortverbindung digitale Transformation nicht 'digitale', sondern 'Transformation' wichtig ist, braucht man jemanden, der die notwendige Qualifikation für die Überwachung solcher Änderungen hat, und das sind die Humanressourcen“, beschreibt Vétil, wie man bei Safran zum 4. Grundpfeiler gelangte: Employee Experience 4.0. Gleichzeitig fügte er hinzu, dass das Ziel von Safran nicht darin bestand, alle Tätigkeiten zu digitalisieren, sondern zu erreichen, dass die Mitarbeiter Werkzeuge zur Erleichterung ihrer Arbeit verfügbar haben.

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Einsparungen in Milliardenhöhe

Für die Leitung des Digitalisierungsprojekts im Unternehmensbereich Safran Cabin war Ouali verantwortlich. In Pilsen legte er dar, dass manuelle Arbeit bei Safran etwa 70 Prozent aller Aktivitäten ausmachte und das Ziel des Projekts darin bestand, diesen Anteil zu halbieren und die Kompetenzen der Mitarbeiter zu stärken. „Wir haben das Programm Digi Maps gestartet, das heißt digitale Fertigung und Planung. Wir konzentrieren uns nicht auf Werkzeuge, sondern auf das Management von Änderungen, Fertigkeiten und Abläufen“, sagte Ouali, wobei man einen der Produktionsrealität entsprechenden Arbeitsplan angestrebt habe. „Konzentration auf das Produktionsmanagement, die Lagerverwaltung und darauf, was wirklich wichtig für uns ist“, erklärte Ouali. Für diesen Zweck nutzt Safran Cabin die Digitalisierungsplattform DCIx von Aimtec. „Dadurch konnten wir manuelle Arbeit in der Produktion um 30 Prozent reduzieren, ebenso bei Lagerbeständen und Halbfabrikaten, was Milliardeneinsparungen bedeutet“, sagte Ouali und fügte erläuternd hinzu, dass die Abteilung Safran Cabin 10 000 Mitarbeiter in 12 Ländern beschäftigt, die an 200 Produktionslinien eingesetzt sind.

Nichts für Roboter

Am Beispiel eines konkreten Arbeitnehmers, der manuelle Tätigkeiten ausführt, veranschaulichte Ouali, wie sich dessen Position verändert hat. „Wenn er sich im System anmeldet, findet er Informationen zur Materialverfügbarkeit und kann entsprechend auswählen, was er tun wird. Automatisierung ist zwar eine gute Sache, aber bei uns ändert sich jeden Tag 30 Prozent von dem, was wir machen. Stellen Sie sich vor, wie Roboter das wohl bewältigen würden“, verwies er auf die Notwendigkeit der menschlichen Präsenz am Arbeitsplatz. Laut Ouali betrifft die Hauptveränderung die Art und Weise der Steuerung und Teilung von Informationen sowie die Erhöhung der Kompetenz des Personals, das besser mit den Daten umgehen kann. Bei der Einführung von Bildschirmen am Arbeitsplatz spielte Ergonomie eine wichtige Rolle. Alles musste so eingestellt sein, dass es die Arbeit der Menschen nicht behindert und verständlich ist.

In technischer Hinsicht handelte es sich um die Integration des ERP-Systems, die Neugestaltung der Arbeitszellen aufgrund der Integration von DCIx und die Vernetzung der IT-Systeme. Das Ergebnis ist nicht nur eine neue universelle Standardlösung, sondern auch eine Effizienzsteigerung um 10 Prozent.

Wie ging die Implementierung genau vonstatten und was für weitere Technologien waren involviert? Sehen Sie sich den Vortrag (auf Englisch) der Manager von Safran an!

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