Sequenzierung als Trend der Gegenwart. Und was ist mit der Zukunft?

Rostislav Schwob Aimtec
25. 12. 2017 | 4 Minuten Lesen

Mit jedem neuen Modell wächst die Zahl der Lieferanten und Teile, die in Sequenz bis zum Fließband der Automobilhersteller geliefert werden. Schuld daran ist die zunehmende Variabilität der Fahrzeuge und größere Komplexität der Teile. In Autos gibt es immer mehr Elektronik und aktive Sicherheitssysteme. Was folgt daraus für die Lieferanten?

Ein Lieferant muss in der Lage sein, ein und dasselbe Teil in mehreren Varianten zu fertigen. In anderen Farben und Schattierungen, mit unterschiedlichen Oberflächenmaterialien, Ausstattung und Elektronik. Die Variantenvielfalt ist derart groß, dass nicht auf Lager produziert werden kann, sondern erst ausgehend vom konkreten Auftrag. In diesem Fall handelt es sich beim Auftrag um eine detaillierte Spezifikation des Teils für ein konkretes Fahrzeug. Das bedeutet Fertigung oder Montage des Teils in der gleichen Sequenz, wie die Autos am Fließband im Werk produziert werden. 

Anforderungen der Produktion

Wenn sich in der Produktion an jedem Arbeitsplatz unterschiedliche Produktvarianten abwechseln, bestehen hohe Anforderungen an Genauigkeit und Mängelfreiheit. Darüber hinaus verlangt der Kunde – das Autowerk – detaillierte Informationen über die Fertigung jedes Teils in elektronischer Form. Er möchte den Teilelebenslauf einsehen können, um festzustellen, wann das Teil gefertigt wurde, wer an seiner Fertigung beteiligt war, aus was für Komponenten es besteht, welche Seriennummern die Hauptkomponenten haben, was für Temperaturen, Druckverhältnisse und Zeiten bei der Fertigung des Teils eingestellt waren, welche Anzugsdrehmomente aufgebracht wurden, was die Messergebnisse an Kontrollarbeitsplätzen ergaben, wie der E-Check ausfiel und wie die Sichtprüfung aussah. Steuerung und Überwachung einer solchen Produktion lassen sich nur mit Hilfe eines Computersystems sicherstellen. 

Was muss ein Computersystem können, das Sequenzfertigung steuert?

Das System verarbeitet Sequenzaufträge, die im Format einer EDI-Nachricht eingehen. Der Auftrag ist nicht in einer Nachricht, sondern in mehreren enthalten: von der Erstspezifikation des Teils über seine Änderungen bis hin zur finalen Bestätigung und Festlegung der Reihenfolge und genauen Lieferzeit. Die Spezifikation des Teils wird in der Regel nicht eindeutig durch einen einzigen Code bestimmt, sondern muss aus der Kombination der Hauptkomponenten und Fahrzeugeigenschaften zusammengestellt werden. Daraus ergeben sich der Produktionsablauf und die Stückliste. Zwischenergebnis ist ein detaillierter Produktionsplan für Vorfertigungen, Vormontage- und Endmontageband. Detailliert bedeutet hier Reihenfolge und Zeiten der Aufträge und ihrer Arbeitsgänge an allen Arbeitsplätzen einschließlich Teilhandlungen für jeden Arbeitsgang. 
 
Entsprechend dem Plan steuert, überwacht und kontrolliert das System die Fertigung an den Montagebändern bis hin zum Einlegen der Teile in ihre Position im Transportbehälter und der Reihenfolge bei der Verladung der Behälter auf dem LKW. Es kontrolliert die Menge vorgefertigter und eingekaufter Komponenten. Es steuert die Verbringung der Teile zu den einzelnen Arbeitsplätzen, navigiert die Lagerarbeiter mit Hilfe von Lichtzeichen im Pick-by-Light-Verfahren, kontrolliert ihre Tätigkeit des Einscannens von Strichcodes oder RFID-Chips. Das System steuert die Fertigungstechnologie über die PLC-Computer der Maschinen. Es übermittelt ihnen die erforderlichen Parameter, schickt Anweisungen zur Durchführung von Arbeitsgängen oder untersagt sie und hält die Maschine an, solange nicht alle vorgegebenen Verrichtungen und Werte erfüllt sind. Es steuert den Bediener am Arbeitsplatz und legt für ihn am Display die Reihenfolge der Verrichtungen fest, die vor dem Einpressen zu erledigen sind. Alle Vorgänge werden vom System überwacht, die Ergebnisse und Parameter werden zur Gewährleistung der Rückverfolgbarkeit abgespeichert. Bei einem solchen Computersystem bestehen hohe Ansprüche an seine Konfigurierbarkeit und Flexibilität. Es muss sich um ein Baukastensystem handeln, das sich einfach, schnell und genau an jeden Arbeitsplatz anpassen lässt. Mit einem Wort: MOM – Manufacturing Operations Management. 

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