Digitalisierung und Automatisierung Hand in Hand – Widerstandsfähigkeit und Flexibilität für Unternehmen
- Automatisierung
- Gespräch
Projekte zur Automatisierung der Logistik sind für Unternehmen in der Regel eine große Herausforderung. Im Gespräch mit Roman Žák, einem der Gründer von Aimtec, sprachen wir über die häufigsten Fehler, die bei solchen Projekten auftreten, aber auch über das Verhältnis zwischen Automatisierung und Digitalisierung.
Wer nicht automatisiert, existiert quasi nicht. Wohin führen in der Regel die ersten Schritte von Unternehmen, die sich für Automatisierung entschieden haben?
Wir mussten feststellen, dass der Kunde Systeme anfangs kaum im Blick hat. Als erstes schafft er immer Hardware an. Er kauft einen Scanner oder halbautomatische VNA und stellt sich dann die Frage: Was soll ich jetzt damit machen? Wie überprüfe ich die eingescannten Strichcodes und wie optimiere ich die Bewegung des teuren VNA? Plötzlich stellt er nach einigem Ausprobieren fest, dass es neben physischen Technologien vor allem eines cleveren Systems bedarf. Automatisierung kommt nicht von allein durch autonome Logistikroboter. Die Tatsache, dass das gesamte Lager oder die Fertigung, Technologien, Prozesse und menschliche Arbeit in den Gesamtbetrieb des Unternehmens integriert werden müssen, darf nicht unterschätzt werden. Aimtec ist für diese Ziele genau der richtige Partner.
Wie also kann Automatisierung maximal ausgeschöpft werden? Reicht Technologie allein aus?
Heute bietet keine Automatisierungslösung, die im Unternehmen als eigenständige Insel funktioniert, die gleiche Wertschöpfung wie im Fall der Einbindung sämtlicher Unternehmensprozesse und Funktionen. Nur dann steigt der Nutzen sprunghaft an. Kauft der Kunde ein halbautomatisches Lager und dazu etwas Fördertechnik und Logistikzüge für die Produktion, sind wir in der Lage, all diese Technologien ausgehend vom Produktionsverbrauch zu optimieren und zu synchronisieren. Wir stellen sicher, dass das Lager die richtigen Handling Units auf die Förderer lädt, der sie anschließend abtransportiert. Dann kommt der Zug, der die Ware aufnimmt und in die Produktion befördert. Alle einzelnen Aktivitäten werden korrekt, automatisch und rechtzeitig ausgeführt. Komponenten gelangen dorthin, wo sie gebraucht werden. Wir setzen diese Systeme in Gang und integrieren sie, können aber auch den gesamten Prozess konzipieren und das Projekt so steuern, dass es dem Zeitplan und dem vom Kunden vorgegebenen Kostenrahmen entspricht sowie die notwendige Qualität aufweist.
In welchem Verhältnis stehen Digitalisierung und Automatisierung aus der Sicht von Aimtec?
Aimtec erledigt primär die Digitalisierung. Wir helfen unseren Kunden, ihre Geschäftsaktivitäten zu digitalisieren, und das mit einem einfachen Ziel: Sie sind flexibler und in der Lage, eine hohe Qualität beizubehalten. Wir können beispielsweise den Waren- und Produktdurchlauf durchs Unternehmen, Produktion und Planung steigern, ohne dass es neuer Maschinen und weiteren Personals bedarf. Wir können helfen, die Fertigungskosten zu senken, um die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Mit Digitalisierung und Einsatz von Systemen wie SAP, DCIx und Asprova oder elektronischer Kommunikation und Integration unterstützen wir sie, erfolgreich und konkurrenzfähig zu sein. Unser umfangreiches Know-how besteht darin, dass wir Automatisierungstechnologien integrieren und in die Digitalisierung einbinden. Eine weitere grundlegende Strategie für uns sind langfristige Investitionen in interne Systeme, wodurch wir unsere eigene Projektabwicklung ebenfalls automatisieren und digitalisieren. Das wird heute Digital Delivery genannt.
Remote Delivery ist ein aktueller Trend, genauso wie Personalisierung. Inwieweit vermag Aimtec eigene Produkte auf die Kundenanforderungen zuzuschneiden?
Die meisten Produkte, einschließlich Erweiterungen von Asprova und SAP, sind „in-house“, also tatsächlich unsere. Dadurch sind wir in der Lage, den realen Bedürfnissen des Kunden bis ins Detail uneingeschränkt zu entsprechen und diese in der Konfiguration oder im Programmcode unserer Software zu berücksichtigen, was ich als weiteren großen Wettbewerbsvorteil sehe. Unsere Produkte reagieren somit darauf, was der Markt tatsächlich verlangt, und daran orientieren wir uns.
Was ist der häufigste Mythus in Verbindung mit der Automatisierung, den Sie widerlegen müssen?
Mit Sicherheit die Behauptung, dass Automatisierung zu Personalabbau führt. Unternehmen haben die Vorstellung, dass mit Aufstellen eines Roboters automatisch der vorher dort tätige Mitarbeiter entlassen werden muss. In der Realität unterstützt ihn die Automatisierung aber, indem sie routinemäßige, eintönige, schwere oder stressige Arbeiten übernimmt. Das macht die Hände frei für Tätigkeiten mit höherer Wertschöpfung. Ob für Überlegungen, wie der gesamte Prozess besser funktionieren könnte, oder dafür, einfach mehr Arbeitsplätze zu bedienen. Auch in großen Unternehmen wie BMW erhalten solche Spezialisten die Chance für weiteres persönliches Wachstum. Sie haben nämlich eine besondere Gabe: Sie kennen sich mit dem jeweiligen Prozess am besten aus. Keiner kennt in besser als derjenige, der die betreffende, durch einen Roboter ersetzte Tätigkeit vorher manuell erledigt hat. Diese Mitarbeiter sind die besten Bediener und Hauptnutzer der durch uns digitalisierten und automatisierten Systeme. Bei BMW kümmern sie sich beispielsweise um Maßnahmen bei Kollisionen oder bringen Robotern neue Dinge bei, weil kein anderer über ihre konkreten Erfahrungen verfügt. Das ist eine gesunde Sicht auf die Automatisierung. Andererseits stimmt natürlich, dass Automatisierung und Digitalisierung Arbeitsplätze einsparen, allerdings in einem anderen Sinne. Vor der Corona-Pandemie hatten wir in der Logistik ein anderes Problem – es war immer schwerer, geeignetes Personal für bestimmte Positionen in der Produktion zu finden. Genau solche Positionen, die sonst einfach frei bleiben, werden durch Roboter ersetzt.
Als vermeintliches Non plus ultra der Automatisierungstechnologien gilt aktuell das vollautomatisierte Lager. Besteht hier überhaupt noch Entwicklungspotenzial? Was wird die nächste Revolution in Fertigung und Logistik sein?
Sogenannte AIV (Autonomous Intelligent Vehicles) haben meines Erachtens eine große Zukunft, weil sie nicht nur die Logistik, sondern auch die Produktion grundlegend umgestalten. Heute sind Fertigung und Automatisierung durch unveränderbare Fertigungsstraßen fest miteinander verbunden. Fällt dabei etwas aus, kann die gesamte Produktion zum Stillstand kommen. Das System reagiert äußerst empfindlich auf Fehler und Komplikationen, was hohe Ansprüche an eine perfekt funktionierende Lieferkette stellt, die solche Ausfälle ggf. verhindert. Das neue Konzept beinhaltet AIV, die Produkte völlig flexibel zwischen einzelnen Arbeitsgängen hin und her transportieren können, was technologische Abläufe verändert. Ein defektes Teil kann übersprungen, die Produktion umgehend angepasst werden, was totale Flexibilität bedeutet. Einzelne Bearbeitungsgänge wären nicht durch die Fertigungsstraße miteinander verbunden, sondern beliebig programmierbar, genauso wie Produktbewegungen.
Artikel teilen
Top News aus Logistik, IT und Produktion
Melden Sie sich für das Aimtec Insights an!
Mit Anmeldung zum Newsletter erkläre ich meine Einwilligung in die Verarbeitung personenbezogener Daten.
Erhalten Sie regelmäßig aktuelle News aus Logistik, Produktion
und IT per E-Mail!
Für das Aimtec Insights anmelden
Mit Anmeldung zum Newsletter erkläre ich meine Einwilligung in die Verarbeitung personenbezogener Daten.