Redner der TAL 2023 Konferenz sagen: Automobilindustrie‑ und Arbeitsmarktveränderungen begünstigen Automatisierung
- Trends
- Gespräch
Wichtige Persönlichkeiten aus dem Bereich der Automobillogistik kommen erneut nach Pilsen. Sie werden ihre Ansichten und Erfahrungen auf der Konferenz Trends in Automotive Logistics (TAL) am 16. Mai 2023 vorstellen.
Hier ist der zweite Teil der Antworten auf die Fragen, die wir einigen unserer Redner vor der Konferenz gestellt haben. Sie befassen sich mit den künftigen Trends in der Automobillogistik und der Fähigkeit der Unternehmen, den Herausforderungen durch die Unterbrechung der Lieferketten zu begegnen.
Zu den Antworten der Referenten gehörte diesmal beispielsweise der Gedanke, dass der Wandel der Automobilindustrie, der mit dem Übergang zur Elektromobilität einhergehe, eine große Herausforderung darstelle, die Logistikprozesse grundlegend zu optimieren. Wenn es um Lieferketten gehe, sind die Standardisierung, Agilität und Flexibilität Schlüsselbegriffe. Und genau wie in ruhigen Zeiten zahle es sich aus, auch in den schlechteren Zeiten, die in der globalen Lieferkette herrschen, gute Beziehungen zu den Lieferanten zu pflegen.
Was haben uns die Redner noch verraten?
David Strnad
Leiter der Logistikabteilung, Škoda Auto
David Strnad ist seit über zwanzig Jahren bei Škoda Auto und seit 2020 Leiter der Logistikabteilung der Marke. Thema seines Vortrags auf der Konferenz TAL 2023 ist die mögliche Gestaltung des Digitalisierungs- und Automatisierungsprozesses in einem großen Unternehmen wie Škoda Auto. Er wird auch die Herausforderungen und Besonderheiten des Logistikprozesses im Zusammenhang mit dem Aufkommen der Elektromobilität vorstellen.
Welcher Trend wird Ihrer Meinung nach die Automobillogistikbranche in naher Zukunft am stärksten prägen?
Derzeit konzentriert sich die Logistik bei Škoda Auto auf die Optimierung der Betriebskosten im Zusammenhang mit Logistikprozessen wie etwa Lagerung, Verpackung und die Art und Weise der Handhabung. Es gibt Bemühungen, einzelne Prozesse zu überarbeiten und nach Möglichkeit vollständig zu automatisieren. Dies steigert somit die Effizienz und reduziert Arbeitsaufwand und Fehler. Nicht zuletzt minimiert die Automatisierung das Risiko eines Arbeitskräftemangels, der durch die derzeitige Lage auf dem Arbeitsmarkt verursacht wird. Angesichts der Umstellung der Produktion auf die Elektromobilität ändert sich das Portfolio der verwendeten Teile rasch. Dieser Wandel ist eine große Chance, die Prozesse grundlegend zu optimieren und die Kosten der Logistikprozesse zu senken. Dies eröffnet neue Möglichkeiten in den Bereichen Automatisierung, Digitalisierung, Einsatz von KI und anderen Elementen der Industrie 5.0.
Welche wesentlichen Fähigkeiten oder Fertigkeiten braucht ein Unternehmen, um den Herausforderungen unterbrochener Lieferketten zu begegnen?
Ein hochflexibles Team ist ausschlaggebend für die Bewältigung von Lieferkettenkrisen. Die Situation ändert sich jeden Tag aufs Neue. Daher sind agile Teams, die gut und effektiv miteinander kommunizieren und sich zugleich schnell an neue Gegebenheiten anpassen können, unerlässlich. Damit einher geht auch die Entwicklung verschiedener Strategien zur Bewältigung dieser Notfälle und zur rechtzeitigen Reaktion auf sie. Eine gute und offene Partnerschaft mit den Lieferanten ist ebenfalls eines der Schlüsselelements. Es ist nicht möglich, ein solides und langfristiges Geschäft zu führen, wenn man keine guten Beziehungen zu seinen Partnern hat.
Bindioa Ouali
Unternehmensarchitekt und OTT-Direktor in dem Unternehmen Safran Cabin
Safran Cabin ist ein weltweit tätiger Konzern in der Branche Luft- und Raumfahrt und Verteidigung. Was die Innovation betrifft, so ist sie im Bereich der digitalen Transformation sehr aktiv. In ihrem Vortrag auf der TAL 2023 wird Bindioa Ouali erläutern, wie Safran im Rahmen seiner digitalen Transformation einen nachhaltigen Ansatz für die Unternehmensarchitektur verfolgt.
Welcher Trend wird Ihrer Meinung nach die Automobillogistikbranche in naher Zukunft am stärksten prägen?
Ich gehe davon aus, dass ein Trend, der sich in naher Zukunft auf die Automobillogistik auswirken wird, die Entwicklung von Hybridfahrzeugen (Elektrofahrzeuge, Stickstofffahrzeuge, Solarfahrzeuge) und der Bedarf an spezialisierten Logistiklösungen ist, um ihre einzigartigen Eigenschaften als Ergebnis des Übergangs zu einem nachhaltigen Transport zu bewältigen.
Welche wesentlichen Fähigkeiten oder Fertigkeiten braucht ein Unternehmen, um den Herausforderungen unterbrochener Lieferketten zu begegnen?
Die wesentliche Fähigkeit ist die Flexibilität bei der Planung und Ausführung, unterstützt durch leistungsstarke Vorhersage- und Analyseinstrumente für die Entscheidungsfindung. Disruptive Lieferketten sind der neue Trend, und die Unternehmen, die ihre Lieferketten und ihr Management an ein agiles Krisenmanagement anpassen, werden überleben.
Kateřina Donate
Leiterin der Logistikabteilung im Unternehmen Scherdel
Scherdel Technical Springs gehört zu einer deutschen Gruppe mit weltweiter Präsenz. Stellt technische Federn für Personenkraftwagen und Baugruppen für Elektrofahrzeuge her. Kateřina Donate ist seit mehr als zehn Jahren in der Logistik- und Automobilbranche tätig. In seinem Vortrag beschreibt er den Prozess der Implementierung eines automatisierten Lagers und wie es in der Praxis funktioniert.
Welcher Trend wird Ihrer Meinung nach die Automobillogistikbranche in naher Zukunft am stärksten prägen?
Aufgrund des Fachkräftemangels, nicht nur in unserer Region, denke ich, dass der Trend in der Logistik zu zumindest teilautomatisierten Abläufen gehen wird. In naher Zukunft können wir über völlig autonome Logistiksysteme und Robotisierung sprechen.
Welche wesentlichen Fähigkeiten oder Fertigkeiten braucht ein Unternehmen, um den Herausforderungen unterbrochener Lieferketten zu begegnen?
Die Möglichkeit, sich mit einem Lieferanten an einen Tisch zu setzen – idealerweise persönlich und nicht online – und im Voraus festzulegen, was das Werk in Bezug auf die Lieferungen benötigt, ist für mich von entscheidender Bedeutung. Intensive Kommunikation ist das wichtigste und wirksamste Mittel, um Angebotsschwankungen vorbeugen und zukünftige Entwicklungen zumindest teilweise vorhersehen zu können.
Michael Kuhn
Leiter der Organisation im Unternehmen Scherdel
Michael verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in den Bereichen Logistik, IT und Controlling in der Gruppe Scherdel. Als Leiter der Organisation ging er das Projekt des automatisierten Lagers im Werk Technische Federn Scherdel an mit dem Ziel, alle Technologien über eine digitalisierungsplattform zu integrieren, die zukünftige Herausforderungen bewältigen kann. Aus seinem Vortrag bei TAL 2023 werden die Teilnehmer erfahren, welche Hindernisse überwunden werden mussten.
Welcher Trend wird Ihrer Meinung nach den Logistiksektor in der Automobilindustrie in naher Zukunft grundlegend prägen?
Die Digitalisierung begleitet uns zwar schon seit einiger Zeit, aber ich sehe sie immer noch als die revolutionärste Veränderung an. In Zeiten unterbrochener Lieferketten, in denen alles sehr eng miteinander verbunden sein soll, erweist sich dies wichtiger denn je. Ich sehe dies vor allem auf der Ebene der Kommunikation zwischen Abnehmern und Lieferanten. EDI ist ein absolutes Muss. Wir müssen den Menschen Zeit und Arbeit ersparen, damit wir effizienter werden. Jede Sekunde zählt!
Über welche Kernkompetenzen muss ein Unternehmen verfügen, um Störungen in der Lieferkette zu bewältigen?
Ich würde sagen, die Fähigkeit, zu standardisieren. Eine zentralisierte Lösung hat die Chance, einfacher und benutzerfreundlicher zu sein, und sie hat auch die Chance, eine klare Priorisierung der Stammdaten zu haben. Je mehr Informationen Sie haben, desto besser können Sie mit einer schwierigen Situation umgehen. Und mit den richtigen Daten gewinnen Sie zusätzliche Fähigkeiten – zum Reagieren und Planen. Wenn wir alle erforderlichen Informationen über die Lieferkette haben, kann alles reibungslos ablaufen und ist für beide Seiten von Vorteil.
Jiří Žižka
Projektleiter im Unternehmen Aimtec
Jiří arbeitet schon seit langem als Projektmanager beim Unternehmen Aimtec. Er befasst sich hauptsächlich mit der Implementierung des DCIx-Systems für Logistik und Produktion, einschließlich der Integration in firmeninterne Systeme, und hat sich in den letzten Jahren auf die Durchführung vollautomatisierter Projekte spezialisiert. Bei dem Unternehmen Brano leitete er ein Projekt zur Einführung eines neuen vollautomatischen Lagers für Material und Halbfertigprodukte. In seinem Vortrag wird er erörtern, wie man ein komplexes Projekt im Bereich der Automatisierung durchführt, was eine Digitalisierungsplattform bedeutet, und Ratschläge dahingehend geben, auf welche Komplikationen man sich vorbereiten sollte.
Welcher Trend wird Ihrer Meinung nach die Automobillogistikbranche in naher Zukunft am stärksten prägen?
Ich erwarte, dass die Automatisierung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Es wird den Unternehmen helfen, ihre Mitarbeiter effizienter zu machen und sie in die Lage versetzen, sich auf Arbeiten mit höherem Mehrwert zu konzentrieren. Die Umstellung auf neue Technologien wird es einfacher und schneller machen, auf Veränderungen in der gesamten Lieferkette zu reagieren, wie z.B. das aktuelle Thema der Umstellung von Verbrennungsmotoren auf Elektrifizierung.
Welche wesentlichen Fähigkeiten oder Fertigkeiten braucht ein Unternehmen, um den Herausforderungen unterbrochener Lieferketten zu begegnen?
Es geht eindeutig um Flexibilität. Ich sehe das Ganze in erster Linie als eine Frage der Flexibilität von Informationssystemen. Das Unternehmen muss in der Lage sein, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und Systemanforderungen sinnvoll zu erfassen. Sie sollte in der Lage sein, vorausschauend zu planen und Mängel rechtzeitig zu beseitigen. Ein Beispiel dafür ist eine spezifische Kundenanforderung, eine geringfügige Prozessverbesserung oder ein einfacher Bedarf zur Ergänzung und Erweiterung des Unternehmensbedarfs.
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