Im Gespräch mit Hana Součková (SAP) und Jan Kratochvil (Aimtec): Die Cloud verändert die Spielregeln
- SAP S/4HANA
- Gespräch
Künstliche Intelligenz, schnelle Projekte und die Rückkehr zum reinen Kern. Wie sieht SAP die Digitalisierung der Zukunft? „Wir sind die Drehscheibe, die Geschäft und Technologien verbindet. Unsere Partner sind diejenigen, die jedes Projekt bis zur Perfektion abstimmen“, sagt Hana Součková, Managing Director der SAP ČR. Zusammen mit Jan Kratochvil von Aimtec sprechen sie darüber, wie Daten die Zukunft von Fertigungsunternehmen bestimmen werden, warum die Cloud mehr als nur Kosteneinsparungen bringt und wie wichtig es ist, einen guten Partner im Geschäft zu haben.
Das Thema der jüngsten Konferenz Trends in Automotive Logistics, die von Aimtec mitorganisiert wird und deren Hauptpartner zum wiederholten Mal SAP war, lautete: Digital. Future-Proof? Was meinen Sie, reicht digital sein für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen aus oder ist mehr erforderlich?
Součková: Oft herrscht die Vorstellung, dass alles perfekt ist, wenn wir digital sind. Aber gehen wir einen Schritt zurück. Warum entstand intelligente Software? Das Ziel bestand darin, routinemäßige und sich wiederholende Tätigkeiten abzubauen. Diese Prozesse sollten Anwendungen anvertraut werden, die lernen, sie für uns zu erledigen. Dadurch sind wir in der Lage, diese Prozesse auf verständliche, wiederholbare und überprüfbare Weise in Systeme zu implementieren. Im Bereich der Produktion, wo bei der Auslieferung oder Optimierung von Prozessen jede Sekunde zählt, geht es um enorme finanzielle Auswirkungen.
Kratochvil: Damit Digitalisierung wirklich funktioniert, müssen die Mitarbeiter auf den Prozess vorbereitet sein. Die Menschen in Fertigungsunternehmen sind genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, wie die Technologie oder Software selbst. Häufig stellen wir nämlich fest, dass die Software fast perfekt ist, das schwächste Glied aber die Menschen bleiben, die nicht wissen, wie die Tools zu handhaben sind.
2027 ist für SAP ein Meilenstein. Unternehmen, die noch das „alte“ SAP-System nutzen, müssen auf das neue SAP S/4HANA umstellen und erwägen auch eine Cloud-Lösung anstatt des aktuellen On-Premises-Modells. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Vorteile von SAP S/4HANA (Public) Cloud?
Součková: Software allein bringt noch keinen Wettbewerbsvorteil. Sie ist ein Mittel, das Unternehmen hilft, diesen Vorteil zu realisieren. Aber von selbst löst sie keine Probleme. Die Welt, in der wir heute leben, entspricht schon lange nicht mehr dem, was wir vor zehn oder fünfzehn Jahren kannten. Es gab fundamentale Veränderungen in Politik, Sicherheit, Wirtschaft und Energie – und hier kommt auch die KI ins Spiel.
Wenn Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben wollen, können sie nicht mit einem zwanzig Jahre alten „Auto“ fahren. Gleichzeitig dürfen sie nicht denken, dass das Auto mit einem modernen Touchscreen wie ein Neuwagen fährt. Ohne eine moderne und flexible Basis, die mit den neuesten Technologien arbeitet, kann von Innovation keine Rede sein. SAP S/4HANA ist die Antwort auf die Bedürfnisse der nächsten fünfzehn bis zwanzig Jahre, sei es Just-in-Time-Produktion, flexible Planung oder die Reaktion auf Marktschwankungen.
Kratochvil: Ein absolut entscheidender Vorteil der Cloud ist ihre Skalierbarkeit – vor allem dann, wenn ein Kunde ein neues Projekt bekommt und die Rechenleistung steigern muss. Wir sehen das bei Unternehmen, die zwar auf die Version HANA umgestellt haben, diese aber on-premises betreiben. Wenn sie die Produktion beispielsweise um neue Fertigungslinien erweitern, benötigt das System mehr Speicher. Sie müssen dann feststellen, dass es in ihrem Rechenzentrum keine entsprechende Hardware gibt. In einer Cloud-Umgebung kann die Leistung praktisch im Nu gesteigert werden.
Součková: Wenn wir wollen, dass mittelständische Unternehmen Zugang zu den gleichen modernen Technologien haben wie die größten Unternehmen, die es sich leisten können, umfangreiche Rechenzentren zu bauen und eine robuste Infrastruktur zu betreiben, dann ist die Cloud der richtige Weg. Sie ermöglicht es, modernste Tools und skalierbare Services auch ohne hohe Vorabinvestitionen zu nutzen.
SAP ist ein Forschungs- und Entwicklungszentrum, das Tools, Technologien und Innovationen bereitstellt. Und Partner wie Aimtec sind geschickte Hände, die jedes Projekt bis ins Detail so anpassen, dass der Kunde wirklich das Beste bekommt – die schnellste „Formel“ auf dem Markt.
Hana Součková, Generaldirektorin der SAP Česká republika
Datensicherheit ist ein zentrales Thema jeder IT-Infrastruktur. Wie unterscheiden sich Ihrer Meinung nach die Sicherheitsansätze zwischen Cloud- und On-Premises-Umgebungen im Kontext der SAP-Lösung?
Součková: Das SAP-System ist langfristig so konzipiert, dass es prüfbar ist und alle Anforderungen, einschließlich des Datenschutzes und weiterer Regelungen für die Arbeit mit Daten, erfüllt.
Charakteristisch für die heutige Zeit ist die Zunahme von Cyberangriffen. Hinter achtzig Prozent der Cyberangriffe stecken allerdings immer noch menschliche Fehler. Jemand öffnet eine gefälschte E-Mail oder macht einen Fehler beim Umgang mit Daten. Aber mit Experten, die regelmäßig darin geschult werden, solche Situationen zu verhindern, sinkt die Gefahr erheblich.
Hat man hingegen einen IT-Mitarbeiter, der sich um die Infrastruktur, die Desktops und die Endnutzer kümmern muss, ist das Fehlerrisiko deutlich höher. Die Cloud bringt somit nicht nur Einsparungen und Skalierung, sondern auch mehr Sicherheit. Darüber hinaus funktionieren moderne Recovery-Pläne jetzt binnen Minuten, was entscheidend ist, weil allein schon ein Produktionsstillstand eine Krise darstellt.
Ist es immer noch schwierig, Kunden davon zu überzeugen, in die Cloud zu wechseln, oder ändert sich das?
Kratochvil: Aus meiner Sicht wird es immer einfacher. Der Trend ist heute bereits klar gesetzt, und die Kunden beginnen umzudenken. Sie erkennen, dass die Zukunft in der Cloud liegt und es de facto keinen anderen Weg mehr gibt.
Der erste Cloud-Kunde bei uns war eine japanische Firma, obwohl Unternehmen in diesem Teil der Welt traditionell die volle Kontrolle über Daten bevorzugen und eigene Server direkt in den Produktionsbetrieben betreiben. Während noch vor zwei Jahren für viele Kunden undenkbar war, die eigenen Server aufzugeben, beginnen heute selbst die konservativsten Akteure, ihre Einstellung zu überdenken.
Was ist der entscheidende Faktor für die großen Veränderungen in der Produktion und wo sehen Sie die größten Chancen?
Součková: Hinter jeder Veränderung in der Produktion steht immer eine komplexe Entscheidung. Die Erneuerung einer Produktionslinie ist ein grundlegender Schritt, und gesellt sich dann noch eine Änderung der Software hinzu, die mit der Produktion, den Maschinen, der Logistik usw. verknüpft werden muss... Unternehmen suchen daher natürlich nach Lösungen für fünfzehn und mehr Jahre – nicht für drei oder vier. Die neuen Technologien haben Szenarien zur Folge, die mit herkömmlichen Methoden nicht vorhersehbar sind, und erfordern gleichzeitig eine enorme Rechenkapazität.
Kratochvil: Der Trend der letzten Jahre in Produktionsunternehmen war die Datenerfassung. Maschinen wurden vernetzt, bei Pressen wurden Temperatur, Druck und andere Prozessdaten erfasst. Die dahinter steckende Auswertung hinkte aber hinterher. Ab dem Moment, in welchem diese Daten in ein zentrales Data Warehouse einfließen, lässt sich die Verarbeitung automatisieren. Darin liegt die Chance, wirklich effizient mit den Daten zu arbeiten und aus ihnen echten Mehrwert zu generieren.
Big Data eröffnet völlig neue Ansätze zur Messung und Führung von Unternehmen. Wie kann man sich diesen Wandel zunutze machen?
Součková: Ich finde es großartig, dass man sich durch die verschiedenen Ebenen des Unternehmens arbeiten kann. Beim Auftrag fängt es an, aber mit Hilfe der Daten gelangt man bis zur konkreten Schicht, zu ihrer Effizienz und weiteren Parametern.
Früher waren die Bewertungsauslöser eher horizontal. Jemand hatte die Technologie im Blick, ein anderer die Arbeitsproduktivität. Aber statt individueller Ansichten Aufträge, Produkte oder Schichten quer abzubilden, war schwierig. Das ändert sich jetzt. Ich habe kürzlich mit einem Fertigungsunternehmen gesprochen, das damit begonnen hat, auch die Materialqualität im Rahmen des Gesamtauftrags auszuwerten. Auf dieser Grundlage bewerten sie im Nachhinein die Lieferanten – wer Material liefert, das mit weniger Abfall oder Ausschuss einhergeht.
Und darum geht es. Vertikale, prozessübergreifende Betrachtungen sind viel interessanter als isolierte Schnitte. Dafür reicht kein Gerät, das sich ein typisches mittelständisches Unternehmen leisten kann. Hier zeigt sich der Wert der Cloud, der Analytik und all der Tools, mit denen sich das verarbeiten lässt.
Wenn Sie auf die 20-jährige Partnerschaft zwischen Aimtec und SAP zurückblicken, worin besteht Ihrer Meinung nach der größte Nutzen dieser Zusammenarbeit? Was ist in der Partnerschaft das Wichtigste?
Kratochvil: Der größte Nutzen der Zusammenarbeit zwischen SAP und Aimtec liegt in der Synergie zwischen den technologischen Innovationen, die SAP einbringt, und dem profunden Fachwissen unserer Berater. Sie kommen nämlich meist direkt aus der Praxis – sie kennen die betreffende Branche, verstehen das Geschäft und haben ein detailliertes Verständnis der Produktionsprozesse. Gemeinsam bieten wir nicht nur moderne Tools, sondern auch die Fähigkeit, sie in ihrem konkreten Geschäft effektiv einzusetzen.
Součková: Wenn ich es mit der Automobilbranche vergleiche, sehe ich das folgendermaßen: Selbst der beste Mechaniker kann ohne die Unterstützung eines starken Entwicklungsteams nicht die schnellste Formel der Welt bauen. Und so ist es auch in unserem Fall.
SAP ist ein Forschungs- und Entwicklungszentrum, das Tools, Technologien und Innovationen bereitstellt. Und Partner wie Aimtec sind geschickte Hände, die jedes Projekt bis ins Detail so anpassen, dass der Kunde wirklich das Beste bekommt – die schnellste „Formel“ auf dem Markt.

Hana Součková
Hana ist Generaldirektorin der SAP Česká republika und Geschäftsführerin von SAP Ariba und SAP Concur. Sie ist seit elf Jahren bei SAP und leitet in den letzten sieben Jahren die tschechische Niederlassung. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Geschäftsentwicklung, dem Teammanagement und der Betreuung von mehr als 1 400 Kunden. Sie ist Mitglied des Vorstands der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer und unterstützt Initiativen wie Czechitas, Holky z marketingu und den Social Impact Award.

Jan Kratochvil
Jan befasst sich seit Beginn seiner Karriere mit SAP. Zunächst war er in einem Produktionsunternehmen als Key User und Master Data Specialist tätig. Seit 2007 arbeitet er bei Aimtec, wo er seit 2019 SAP Solutions Director ist. In dieser Funktion gibt er die Richtung für die Entwicklung des SAP-Bereichs vor, leitet komplette Implementierungen von SAP S/4HANA und unternehmensweite SAP ERP-Rollouts bei Großkunden.
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