Wir dürfen die Werte nicht vergessen, die unsere Basis bilden

Marie Mundilová Aimtec
1. 8. 2024 | 6 Minuten Lesen

Zum ersten Mal in der Geschichte von Aimtec steht keiner der Gründer an der Spitze des Unternehmens. Jaroslav Follprecht und Roman Žák haben das Unternehmen Pavel Boháč anvertraut – einem erfahrenen Manager, der bisher Direktor des Bereichs Planung und Datenmanagement war.

Pavel, wie siehst du Aimtec? 

Mir gefällt der Gedanke, dass Aimtec nicht nur Software liefert, sondern vor allem Fähigkeiten vermittelt. Wir verstehen uns nicht nur als Technologieunternehmen, sondern auch als Beratungsunternehmen – wir versuchen zu verstehen und herauszufinden, was der Kunde wirklich braucht. Und manchmal zerschlagen wir seine Vorstellung von einer Lösung sogar, im positiven Sinne. Das erfordert nicht nur Erfahrung und gewissen Mut, sondern vor allem echtes Interesse. Ich bin seit über zehn Jahren im Unternehmen. Dabei sehe ich einen großen Fortschritt, nicht nur technologisch, sondern auch in Richtung globaler Projekte, anspruchsvoller Kundenaufträge und komplexer Lösungen. Aber wir haben nach wie vor die gleiche Lust, unsere Arbeit immer noch besser zu machen.

Worin siehst du als neuer CEO die größte Herausforderung, die vor uns liegt?

Manchmal sagen wir, dass eine der Anforderungen an einen neuen Kollegen darin besteht, dass wir uns vorstellen können, nach der Arbeit noch zusammen auf ein Bier zu gehen. Wir bauen Autorität bei uns nicht durch hierarchische Rollen auf, sondern durch Kompetenz. Wir arbeiten an komplizierten und anspruchsvollen Projekten, müssen uns aufeinander verlassen können und uns gegenseitig ergänzen.

Aber wir wachsen, wir sind nicht mehr hundert, sondern bereits dreimal so viele. Die größte Herausforderung besteht darin, gemeinsame Werte zu bewahren, eine starke Unternehmenskultur und den familiären Charakter des Unternehmens beizubehalten, ohne dass ein erzwungenes Klischee daraus wird. Nicht nur, um Luft zum Atmen zu haben. Die Art und Weise, wie wir die Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens und mit unseren Kunden angehen, unterscheidet uns – als Arbeitgeber und als Geschäftspartner. Ich mache mir keine Sorgen, dass wir die großen geschäftlichen Herausforderungen nicht meistern, sofern wir die Werte nicht vergessen, auf denen unser Fundament beruht.

„Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Unvorhersehbarkeit von allem die einzige Gewissheit ist, die wir haben. Digitale Transformation und neue Technologien können uns in dieser Hinsicht helfen, schnell und richtig zu reagieren. Das ist entscheidend für den Erfolg, aber auch fürs bloße Überleben. Auf diesem Weg können wir Kunden begleiten.“

Pavel Boháč, Chief Executive Officer, Aimtec

Du bist jetzt also „Chef“ von fast dreihundert Leuten. Wie führst du ein Team, was ist deiner Meinung nach der Schlüssel für eine erfolgreiche Personalführung?

Ich bin als Manager bei Aimtec groß geworden und habe immer die Offenheit und Authentizität der beiden Gründer bewundert, mit denen ich auch jetzt eng zusammenarbeite. Ich versuche, mich von ihnen inspirieren zu lassen. Nichts zu verbergen, nichts vorzugaukeln. Auch ist meines Erachtens wichtig, Menschen nicht nur im rein beruflichen Kontext zu sehen. Jeder hat ein Privatleben, Freuden und Sorgen. Wir sollten nicht so tun, als ob wir Maschinen wären. Mit einer solchen Herangehensweise bin ich immer gut gefahren.

Wenn ich Kollegen unterstützt habe, denen es mal privat nicht so gut ging, dann haben sie mich auch nicht im Regen stehen gelassen, wenn bei einem Projekt erforderlich war, sich ganz besonders ins Zeug zu legen, die Zähne zusammenzubeißen und Stolpersteine aus dem Weg zu räumen.

Um bei den Projekten zu bleiben, als Bereichsdirektor warst du auch beratend tätig. Was war für dich die größte Erfahrung?

Ich erinnere mich an ein großes Projekt, an dem ich zu Beginn meiner Tätigkeit für Aimtec gearbeitet habe. Es ging um ein Rollout in Niederlassungen auf fünf Kontinenten. Die Diskussionen fanden in einem multikulturellen Umfeld, in mehreren Zeitzonen und auf vielen politischen Ebenen statt. Hier habe ich gelernt, mit Erwartungen auf der Kundenseite umzugehen. Den Umfang der Vorgaben und vorgeschlagenen Lösungen zu erläutern und zu definieren. Ich habe verstanden, wie wichtig es ist, ein Projekt bis zum Ende durchzuziehen, auch wenn mal etwas nicht ganz nach Plan läuft. Für eine solche Erfahrung bin ich in meiner neuen Rolle außerordentlich dankbar.

Neuer CEO Pavel Boháč

Vielleicht eine etwas abgedroschene Frage, aber wohin möchtest du Aimtec in, sagen wir, fünf Jahren führen?

Ich möchte, dass Aimtec seine Rolle als Partner für Firmenkunden im Automobilsektor behauptet. Dabei handelt es sich um äußerst schwierige Kunden mit vielen spezifischen Ansprüchen, denen wir gerecht werden können. Wir sind in der Lage, die Anforderungen der Unternehmenszentrale zu erfüllen und unsere Lösungen an einzelne Standorte anzupassen. Wir sind imstande, das „Unternehmensdilemma“ zu lösen, wie wir diesen Widerspruch zwischen unternehmensweiter Standardisierung und notwendiger Flexibilität der einzelnen Niederlassungen etwas überspitzt bezeichnen.

Gleichzeitig konzentrieren wir uns auf den Ausbau unserer globalen Präsenz. Schon jetzt haben wir unsere Aktivitäten in Deutschland, dem Zentrum der europäischen Automobilindustrie, intensiviert. Außerdem rechnen wir mit der Stärkung unserer Präsenz in den Vereinigten Staaten, wo zahlreiche internationale OEM-Zulieferer ansässig sind.

Aber wie gesagt, wir wollen vor allem das bewahren, was Aimtec so einzigartig macht. Ich möchte nicht grundlegend ändern, wie wir arbeiten, sondern vielmehr neue Türen für Aimtec öffnen helfen und das Potenzial, von dem ich überzeugt bin, auszuschöpfen.

Kürzlich fand die Konferenz Trends in Automotive Logistics 2024 statt, die Aimtec seit über 20 Jahren veranstaltet. Welcher Trend wird deiner Meinung nach in den kommenden Jahren von größter Bedeutung sein?

Es wird niemanden überraschen, dass ich die künstliche Intelligenz erwähne. Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass ihre Nutzung eines geänderten Mindsets bedarf. Dabei geht es darum, wie wir über die Dinge nachdenken. Und nicht nur das, Daten und ihre Reinheit werden noch weiter an Bedeutung gewinnen. Damit KI gute Ergebnisse liefert, braucht man ausreichend valide Daten. Eine unabdingbare Voraussetzung für den Einsatz jeglicher KI ist daher die komplexe Frage der Erfassung, Analyse, Synthese sowie der erwähnten Reinheit von Daten.

Generell würde ich aber sagen, dass der größte Trend darin besteht, Resilienz und Nachhaltigkeit im Unternehmen zu fördern. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Unvorhersehbarkeit von allem die einzige Gewissheit ist, die wir haben. Digitale Transformation und neue Technologien können uns in dieser Hinsicht helfen, schnell und richtig zu reagieren. Das ist entscheidend für den Erfolg, aber auch fürs bloße Überleben. Auf diesem Weg können wir Kunden begleiten.

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