Wenn der Code hilft: Wie ein Programmierwettbewerb entstand, der Leben verändert

Tereza Čechová Aimtec
11. 9. 2025 | 7 Minuten Lesen

Kann ein Hackathon für junge Programmierer helfen, ein Problem zu lösen, für das die Medizin keine Lösung kennt? Wir wissen bereits, dass es möglich ist. Den Beweis liefert jedes Jahr der #AimtecHackathon , bei dem die teilnehmenden Teams Herausforderungen von Menschen mit Behinderungen oder von gemeinnützigen Organisationen lösen. Über den Weg, der zu dieser Form des Hacking-Wettbewerbs geführt hat, sprachen wir mit der Hauptorganisatorin Petra Šteklová.

Dieses Jahr fand bereits der 9. Jahrgang des #AimtecHackathon statt. Wie unterschied sich dein erster Hackathon von dem diesjährigen?

Damals war das für mich eine völlig neue Welt. Ich bin eher jemand, der einen Großteil seiner Freizeit draußen verbringt, in den Bergen, auf dem Fahrrad... Das Kennenlernen einer neuen Community war für mich eine tolle Erfahrung. Ich bewundere Menschen, die mit Leidenschaft bei der Sache sind, und auf den Hackathon trifft das zu 100 % zu.

Seit dem ersten Jahrgang hat sich viel verändert, aber die Atmosphäre ist zum Glück nach wie vor mitreißend. Am Anfang ließen wir den Teilnehmern völlige Freiheit bei der Projektwahl. Das Ganze war voller Energie, aber etwas chaotisch. Heute wissen wir, dass wir den Hackern helfen möchten, eine Richtung zu finden, und versuchen daher stärker, Begleiter als nur Organisatoren zu sein. Und was mich am meisten freut: Diejenigen, die einst als Teilnehmer der ersten Jahrgänge vor dem Computer saßen, sind heute Mentoren. Top-Experten, die zu uns zurückkommen, weil ihnen der Hackathon einfach ans Herz gewachsen ist.

Der #AimtecHackathon ist im Laufe der Zeit ebenfalls gewachsen. Neben dem Hacking-Wettbewerb HackIT bieten wir die Kinder-Workshops YoungHackers und die Mini-Konferenz TechTalks für die breite Öffentlichkeit an. Es gibt für jeden etwas.

„In der Technologie muss es nicht immer um leistungsstärkere Chips und einen schnelleren Code gehen. Sie kann auch ein Werkzeug sein, das das Leben von Menschen real verbessert.“

Petra Šteklová, Hauptorganisatorin des AimtecHackathon

Bereits das dritte Jahr trägt der #AimtecHackathon den Untertitel „Wenn der Code hilft“. Was bedeutet das eigentlich?

Es ist der Beweis, dass es bei Technologie nicht immer um leistungsstärkere Chips und einen schnelleren Code gehen muss. Sie kann auch ein Werkzeug sein, das jemandes Leben real verbessert. Die Teilnehmer bringen oft ehrgeizige Ideen mit, manchmal zu viel für die vierzig Stunden, in denen die Teams ihre Projekte beim HackIT programmieren. Deshalb haben wir begonnen, die Herausforderungen gemeinsam mit Menschen und Organisationen zu definieren, die sich mit irgendeiner Form von Einschränkung oder Behinderung befassen. So können die Projekte, an denen die Teilnehmer arbeiten, Leben real verändern und echten Nutzen bringen. Gleichzeitig passt das gut zu dem, was Aimtec als Unternehmen anstrebt. Wir wollen Dinge schaffen, die über die reine Lieferung von Software hinausgehen.

Welches Projekt ist dir am meisten in Erinnerung geblieben?

Schwer zu sagen, aber besonderen Spaß bereiten mir Projekte, die Blinden helfen. Eine Gruppe von Studenten wollte beispielsweise einem Freund helfen, der bestimmte Lebensmittel in seiner Speisekammer nicht finden konnte. Sie entwickelten eine App, die für ihn sieht, erkennt, wo sich etwas befindet, und ihm das Etikett in Worte fasst. Im nächsten Jahr entwickelte eine andere Gruppe eine App, die Blinden ihre Umgebung detailliert beschreibt und Fragen beantwortet. Dieses Jahr kehrte das Team zum Hackathon zurück, um das Projekt einem realen Konzept anzunähern. Heute bieten das Apple und Google an, aber wir haben uns schon vor drei Jahren beim Hackathon damit befasst. Und genau das macht Sinn.

Warum veranstaltet ihr den Hackathon eigentlich? Was reizt euch daran?

Technologie macht uns Spaß. Genauso wie eine kreative Atmosphäre und Innovationen. Aber wir wollen uns nicht wie im Labor einschließen. Wir möchten die Welt aus einem eher „weiten Blickwinkel“ betrachten. Mit jüngeren Generationen sprechen, sie inspirieren, etwas weitergeben. Das bereichert gleichzeitig uns selbst, wir lernen Menschen außerhalb unserer Blase kennen, aus anderen Fachgebieten, mit anderen Lebenserfahrungen. Wenn man nach einer Möglichkeit sucht, jemanden bestmöglich zu motivieren, sollte man ihm ein sinnvolles Projekt und dazu tolle Leute geben, um es zu lösen. Das gilt sowohl für unser Organisationsteam als auch (so unsere Überzeugung) für die Teilnehmer des #AimtecHackathon.

Ist es überhaupt möglich, innerhalb von vierzig Stunden etwas zu entwickeln, das wirklich funktioniert?

Überraschenderweise ja. Und wenn es nicht sofort funktioniert, hat es Potenzial. Manchmal wird das Projekt vom Team selbst weiterentwickelt, manchmal kommt der Auftraggeber dazu, manchmal entsteht daraus eine Diplomarbeit oder eine Kooperation mit einer gemeinnützigen Organisation. Im Allgemeinen zählen wir uns gern zu den stolzen Entdeckern von Sackgassen. Auch das macht für uns Sinn.

Fandst du beim Hackathon eine Technologie interessiert, von der du nie vorher gehört hast?

Bei den TechTalks begeisterte mich die Präsentation von Deloitte, dessen Team einen Chatbot für humanitäre Krisenhilfe vorgestellt hat. Binnen weniger Stunden programmierte es ein System, das Menschen vor Ort beraten konnte, was zu tun ist, wohin sie gehen sollen und wie sie helfen können. In einer Krisensituation, wenn man dabei ist, den Kopf zu verlieren, und die Welt zusammenbricht, sagt dir jemand: „Fang hier an. Das kannst du tun.“

Im Allgemeinen gelingt es uns bei den TechTalks immer, etwas zu finden, das unseren Horizont erweitert. Letztes Jahr gab es einen Vortrag über KI in Krankenhäusern, dieses Jahr sprachen wir darüber, welche realen Hackerangriffe Pilsen bedroht haben. Jedes Jahr wählen wir ein neues Thema, um das sich die Vorträge drehen, sodass wir uns nie wiederholen.

Und was macht dir dabei am meisten Spaß? Was bereitet dir Freude?

Am meisten freut mich der Moment, wenn alles zusammenpasst. Wenn man sieht, dass das Team funktioniert, jeder weiß, was zu tun ist, und wir uns gegenseitig ergänzen. Wir haben fast ein Jahr lang geplant, nach Themen gesucht, Herausforderungen abgestimmt, Partner verpflichtet, und plötzlich fügt sich alles zusammen und ergibt Sinn. Wir veranstalten den #AimtecHackathon mit Menschen, die sich voll und ganz engagieren, weil sie es selbst wollen. Wenn Not am Mann ist, dreht sich keiner um und sagt: „Das ist nicht meine Aufgabe“. Im Gegenteil – wir halten zusammen, springen füreinander ein und bringen es gemeinsam zu Ende. Das gefällt mir am meisten. Das Gefühl, dass nicht jeder allein ist, sondern alle als Team anpacken. Sonst würde es sicher auch keinen 10. Jahrgang geben.


Der #AimtecHackathon

Wenn der Code hilft

Der #AimtecHackathon fand 2025 bereits zum neunten Mal statt. Mehrere Teams junger Entwickler, Grafiker und Softwarearchitekten hatten die Aufgabe, übers Wochenende eine Anwendung zu programmieren, die konkreten Menschen mit Behinderung hilft. Die Veranstaltung umfasst neben dem Programmiermarathon HackIT auch die Vortragsreihe TechTalks sowie das Kinderprogramm YoungHackers. Damit unterstützt Aimtec die technische Bildung und das IT-Bewusstsein in der breiten Öffentlichkeit.

Der #AimtecHackathon wird von der Pilsener Firma Aimtec in Zusammenarbeit mit einer Reihe von Technologiepartnern und Bildungseinrichtungen wie der Westböhmischen Universität in Pilsen oder dem Verein nvias organisiert.

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